Zeittafel „Lager Liebenau“
- 1940
- Errichtung des Lagers für so genannte „Volksdeutsche Aussiedler“ aus dem Donauraum von der „Volksdeutschen Mittelstelle“
- 1941
- Verkauf an das Steyr-Daimler-Puch-Werk (Motoren, Getriebe, Panzerteile) als Lager für 5000 ZwangsarbeiterInnen und Sammellager für Menschen aus anderen Lagern in der Nähe („Russenlager“, „Strafarbeitslager Thondorf“, „Lager Neudorf“)
- 1945
- Graz ist die Organisationszentrale des Todesmarsches ungarischer JüdInnen. Erste Transporte von Jüdinnen und Juden in das Lager Liebenau erfolgen zu Ostern 1945. 7000 bis 9000 Personenwerden Richtung Mauthausen getrieben, am 4. April sind es an die 7000 Menschen. Hunderte wurden in Graz ermordet und in Bombentrichtern verscharrt.
- 1945
- Verkauf des Lagerareals „mit allen Altlasten“ an die Stadt Graz. Unterbringung von deutschen Flüchtlingen, später Barackensiedlung für Arme.
- 1947
- „Liebenauer Prozess“ und Exhumierung von 53 Opfern. An den Morden beteiligt waren Gestapo, SS und Werkschutz des Puch-Werks. Drei Täter werden zum Tod verurteilt und hingerichtet - esgibt keine weiteren Gerichtsverfahren.
- 1991
- Beim Neubau des städtischen Kindergartens in der Andersengasse 49 werden im „Lagerareal“ zwei Opfer unter höchsterGeheimhaltung geborgen und gerichtsmedizinisch obduziert. Weitere gerichtliche Massnahmen unterbleiben. Wohin ihre Gebeine verbracht worden sind, ist bis heute nicht bekannt.
- 2011
- Bekanntwerden und Verbreitung der Forschungsergebnisse zum „Liebenauer Prozess“ aus dem Jahr 2003 von Univ. Doz. Barbara Stelzl-Marx aus dem Jahr 2003anlässlich der Planung des Kraftwerkes an der Mur.
- 2012
- Beginn derEigenrecherche vor Ort mit Öffnung und Foto-Dokumentation des NS-Kellers Andersengasse 32 – 34
- 2013
- Multitemporale Luftbildanalyse (Luftbilddatenbank Dr.Carls)mit Lokalisierung möglicher Massengräber. Diese Unterlagen werden von unserer Initiative dem Bundesdenkmalamt (BDA) zur Verfügung gestellt und dienen als Grundlage für weitere Maßnahmen durch das BDA.
- 2014
- Archäologisches (Vor-) Gutachten von Univ.Prof. Claudia Theune-Vogt,Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät (nicht publiziert).
- 2015
- Luftbildfotogrammetrisches Gutachten, Dipl. Ing Fuxjäger / ADP- Rinner, Lokalisation der Verdachtsflächen auf +/- 50cm.
- Dokumentation der Reste zweier geöffneter und ausgeräumterBombentrichter (Wiki-Jugendzentrum, ehemaliger Konsum).
- 2015
- Ausweisung des gesamten Grünanger und des Gebietes vom Petersbach bis einschließlich Seifenfabrik als „archäologische Bodenfundstätte“.
- 2016
- Denkmalschutz des Kellers in der Andersengasse 32-34.
- 2017
- Archäölogische Grabungen im Rahmen der Baustelle zum Murkraftwerk.
- Umfangreiche Freilegung von Lagerstrukturen (Bunkeranlagen,Barackenfundamente, Fundstücke, Graffiti von Opfern / Tätern.
- Denkmalschutz Bunkeranlage mit Graffiti (überbaut durch Jugendzentrum).
Literaturangaben:
Eleonore Lappin-Eppel, Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche -Folgen, Wien 2010
Barbara Stelzl-Marx, Der „Liebenauer Prozess“: NS-Gewaltverbrechen im Spiegel der steirischen Nachkriegspresse, in: Verein zur Förderung justizgeschichtlicher Forschungen und Verein zur Erforschung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und ihrer Aufarbeitung (Hg), Justiz und Erinnerung. Nr. 7/ Februar 2003, S. 2-12.
Barbara Stelzl-Marx, Das Lager Graz-Liebenau in der NS-Zeit. Zwangsarbeiter – Todesmärsche – Nachkriegsjustiz. Graz 2012.
Gabriele Czarnowsky, Überwiesen vom Lagerarzt. Zwangsarbeiterinnen des Lagers Liebenau als Patientinnen der Grazer Universitäts-Frauenklinik und das „Camp Hospital“ der Steyr-Daimler-Puch Werke, Graz in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz, Graz 2018 http://www.leykamverlag.at/shop/files/Leseprobe/Blick-ins-Buch-GeschlechterGeschichten.pdf??XTCsid=1a78c2d25a1342c8d517b20eb93395cc
Heimo Halbrainer, Das Lager in Graz Liebenau, https://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsarbeiterlager_Graz-Liebenau
1945 - 2017 Gedenken - Symposiumsbericht

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