An die Stelle der Vergangenheitsbewältigung ist immer klarer die Vergangenheitsbewahrung getreten. Sie beginnt mit der Einsicht in die Unbeendbarkeit der Schuld und die Irreparabilität des Schadens, für den es keine Wiedergutmachung und Versöhnung gibt - nur die Solidarität in der Erinnerung.

Stadt Graz ist gefordert,

Stadt Graz ist gefordert, endlich geschichtliche Aufarbeitung zu betreiben!

Über 150 Menschen fanden gestern zusammen, um zum ersten Mal offiziell dem Massenmord an ungarischen Juden im sogenannten „Lager Liebenau“ zu gedenken. Der Einladung des SMZ Liebenau waren neben zahlreichen BürgerInnen auch VertreterInnen der Stadt Graz, der Bildungseinrichtungen vor Ort, der Kirchen vor Ort, des Mauthausen-Komitees Österreich und der Israelitischen Kultusgemeinde gefolgt.

Die Kinder der Volksschule Schönau begannen den sehr berührenden Auftakt mit Friedensliedern, danach lasen die SchülerInnen der NMS Dr. Renner unter anderem Gedichte der Holocaust-Überlebenden Inge Auerbach. Dr. Rainer Possert (SMZ) eröffnete die Veranstaltung mit der Feststellung, dass der Prozess des Verdrängens und Vergessen-Wollens am Grünanger nun beendet sei und verlas eine Grußbotschaft des israelischen Botschafters Aviv Shir-On.

Botschafter des Staates Israel Priv.-Doz. Dr. Eleonore Lappin-Eppel bedauerte in ihrem Vortrag, dass die große Chance der Aufarbeitung, wie sie im Jahr 1947 begonnen wurde, vertan worden sei. Vizebürgermeisterin Dr. Martina Schröck wies besonders auf die Bedeutung solch geschichtlichen Aufklärungsarbeit für die Jugend hin.

Betroffen machte auch ein Rundgang durch das Lagerareal, wo besonders die BewohnerInnen des Gebiets feststellen mussten, dass sie über die Ausmaße des Lagers und die dort verübten Verbrechen kaum Bescheid wussten. Im Rahmen der zweistündigen Gedenkfeier wurde eingemahnt, endlich geschichtliche Aufarbeitung zu betreiben:

Als Vertreter von Bürgermeister Nagl  forderte Dr. Peter Piffl-Percevic, das Gedenken an die Opfer des Lagers Liebenau in die offiziellen Gedenkzeremonien der Stadt Graz am Tag der Menschenrechte aufzunehmen. Mag. Joachim Hainzl plädierte als Vertreter des Mauthausen-Komitees Österreich für einen jährlich wiederkehrenden Gedenktag. Der Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde Graz, Hofrat Dr. Heinz Anderwald rief den Philosophen Lévinas zitierend jene, die keine Schuld tragen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und ein Denkmal für die Opfer zu errichten.

Es wurde auch der Appell an die Stadt Graz gerichtet, die menschlichen Knochenfunde im Jahr 1992 rund um den Neubau des Kindergartens in der Andersengasse aufzuklären. Die Stadträtinnen Elke Kahr und Lisa Rücker bedankten sich für die Initiative des SMZ und verlangten, einen Ort des Gedenkens zu etablieren und die ehemalige Kommandatur in der Andersengasse unter Denkmalschutz zu stellen. Im Rahmen der begleitenden Kunstaktion wurde gefordert, den Kellerraum in der Kommandatur zu öffnen und dort eine Gedenkstätte einzurichten.

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2. Mai 2013