An die Stelle der Vergangenheitsbewältigung ist immer klarer die Vergangenheitsbewahrung getreten. Sie beginnt mit der Einsicht in die Unbeendbarkeit der Schuld und die Irreparabilität des Schadens, für den es keine Wiedergutmachung und Versöhnung gibt - nur die Solidarität in der Erinnerung.

 

Einladung zur Gedenkveranstaltung

DO 24. April 2025, 18.00 Uhr
Jugendzentrum am Grünanger

Trotz des militärischen Zusammenbruchs der Wehrmacht in der Schlacht um Wien vom 5. bis 13. April 1945 setzten nationalsozialistische Stellen, unter der Leitung von Gauleiter Siegfried Uiberreither in Graz, die Verfolgung und Ermordung ungarischer Jüdinnen und Juden fort – mit Unterstützung von Angehörigen der SS-Division „Wiking“, der ukrainischen SS, des Volkssturms und der Hitler-Jugend.

Die Todesmärsche begannen Ende März an der ungarisch-burgenländischen Grenze und führten über Rechnitz und Fürstenfeld nach Graz, auch in das Zwangsarbeiterlager Liebenau. Von dort wurden die Gefangenen über das Gaberl und den Präbichlin Richtung Mauthausen getrieben. Im Lager Liebenau wurden nachweislich 53 schwerkranke und als „marschunfähig“ eingestufte Personen von Wachmannschaften und dem Werkschutz der Steyr-Daimler-Puch-Werke ermordet. Etwa 200 weitere wurden über den Puchsteg in die SS-Kaserne Wetzelsdorf verschleppt, dort in Bombentrichtern erschossen und verscharrt.

Insgesamt waren zwischen 10.000 und 12.000 ungarische Jüdinnen und Juden in Liebenau und vermutlich in weiteren Lagern, darunter Thondorf und Andritz, interniert, bevor sie nach Mauthausen deportiert wurden. Der letzte dokumentierte Transport verließ Graz mit rund 500 Menschen am 26. oder 28. April 1945.

Programm

18.00 Uhr | Jugendzentrum Grünanger
Theyergasse 22, 8041 Graz

BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG

MR Dr. Rainer Possert, Obmann der Gedenkinitiative
Bürgermeisterin Elke Kahr

MUSIKALISCHER BEITRAG – J. S. Bach – Allemande & Sarabande Es-Dur BWV 1011

Marcel Leczky, Masterstudent von o. Univ.-Prof. Dr. Kerstin Feltz (KUG Graz)

VORTRAG UND DISKUSSION

Die Bedeutung der Archäologie in der Erinnerungskultur – Schwerpunkt Lager Liebenau

Dr.in Eva Steigberger, stv. Leiterin der Abteilung Archäologie, Bundesdenkmalamt Wien

MUSIKALISCHER BEITRAG – Benjamin Britten –Lamento & Marsch

LESUNG: Zeitzeugenberichte aus dem Lager Liebenau

Mag. Uschi Possert

MUSIKALISCHER BEITRAG – Benjamin Britten – Canto Terzo & Moto perpetuo

GEDENKGEBET – El male rachamim – Zum Gedenken an die Opfer des Holocaust

Vorgetragen bei der Erinnerungstafel im Maria-Cäsar-Park
Hofrat Dr. Heinz Anderwald, Mitglied der Jüdischen Gemeinde Graz

Die Veranstaltung wird unterstützt von den Gemeinderatklubs der Grazer Grünen, KPÖ und SPÖ.

Wir kamen in das Lager Liebenau. Es war ein Todesgehöft, die SS brachte die Juden um, man sagte: Aus diesem Lager kommt man nur als Leiche heraus.

Fülöp Klein, 12.–25. April 1945 im Lager Liebenau

11. April 2025