An die Stelle der Vergangenheitsbewältigung ist immer klarer die Vergangenheitsbewahrung getreten. Sie beginnt mit der Einsicht in die Unbeendbarkeit der Schuld und die Irreparabilität des Schadens, für den es keine Wiedergutmachung und Versöhnung gibt - nur die Solidarität in der Erinnerung.

2016: Sondierungsgrabung am Grünanger: Bombentrichter verifiziert

Am 17.2. 2016 wurden im Rahmen vorbereitender Bauarbeiten für das neuen Wiki-Jugendzentrum (ehemaliger Container) von der GBG-Graz  (Gebäude und Baumanagement Graz GMBH) Sondierungsgrabungen unter Anwesenheit der Archäologin Mag. Dr. Eva Steigberger (Bundesdenkmalamt) und Rainer Possert durchgeführt.

Grundlage dafür waren die vom SMZ 2013 in Auftrag gegebenen Gutachten zur Analyse von Luftbildern aus dem Jahr 1945, in denen Verdachtsstrukturen (zugegrabene Bombentrichter, Erdanhäufungen und Gruben) lokalisiert werden konnten. In einem von der auf Luftbildvermessungen spezialisierten Grazer Vermessungfirma ADP-Rinner (Geschäftsführer Dipl.Ing, Gerald Fuxjäger) gesponserten Gutachten, kann eine sehr hohe Genauigkeit (+/- 30 cm) erzielt werden, sodass Grabungen besser zum Ziel führen. In 3-D Luftbildern aus dem Jahr 1945 sind auf der Bauparzelle, neben einem verfüllten Bombenrichter, eine Baracke (vermutlich für Wachmannschaften) und zwei Erdwälle (vermutlicher Kugelfang) zu erkennen. Diese Strukturen wurden bei der Errichtung eines 300-KV Strommasten überbaut und zerstört, ein großer Teil der Parzelle ist zubetoniert, sodass hier nicht gegraben werden konnte.

Auf Grund der genauen Vermessungsdaten wurde nun der Rand eines Bombentrichters tatsächlich aufgefunden. Ob sich Opfer darin befanden, kann nicht mehr bestätigt werden, da dieser Trichter beim Bau des Grazer Abwasser-Sammelkanals in der 70-er Jahren geöffnet und der Inhalt entfernt wurde, ein – im Grünanger – üblicher Vorgang. BewohnerInnen berichteten darüber, dass bei solchen Grabungsarbeiten immer wieder sterbliche Überreste entdeckt wurden. Bemerkenswert ist, dass die GBG – als Reaktion auf die Gedenkveranstaltungen – aus eigener Initiative die Grabungen veranlasst hat. Es wäre auch angemessen, wenn WIKI entsprechende Hinweise bezüglich der NS-Verbrechen an ZwangsarbeiterInnen und JüdInnen im neuen Zentrum anbringt und damit den Jugendlichen signalisiert, dass aus der Vergangenheit gelernt werden kann.

21. Februar 2017